10 französische Sprichwörter und ihre Bedeutung
Author
Berlitz
Französische Sprichwörter finden in der Literatur und im alltäglichen Sprachgebrauch rege Verwendung. Wortwörtliche Übersetzungen helfen jedoch nur begrenzt weiter und führen oft zu Missverständnissen. Hier stellen wir einige bekannte französische Redewendungen mit Übersetzung und ihrer jeweiligen Herkunft und Bedeutung vor.
1. „Il fait un froid de canard!“
Besonders zur kalten Jahreszeit ist dieser Spruch angebracht. Wortwörtlich übersetzt bedeutet er: „Es ist entenkalt.“ Die Redewendung entspringt der Entenjagd und bezeichnet die Zeit, in der sich die Vögel eher an Flüssen und Bächen aufhalten, weil die Teiche und Seen zugefroren sind. Die Jäger warten in ihrem Versteck auf eine passende Gelegenheit. Die deutsche Entsprechung bezieht sich dagegen auf andere Tiere: saukalt oder Hundskälte.
2. „Le jeu n’en vaut pas la chandelle.“
Diese französische Redewendung bedeutet, dass sich der Aufwand nicht lohnt. Sie hat ihren Ursprung im 16. Jahrhundert. Zur damaligen Zeit fanden Kartenspiele noch im Schein eines Kerzenständers statt. Am Ende eines Abends hinterließen die Spieler ein wenig Geld, um die Auslagen für die Beleuchtung zu decken. Wenn das Spiel jedoch schlecht lief, hatten die Teilnehmer nicht mehr genug Münzen, um die Kerzen zu bezahlen. Wenn also eine Idee oder ein Plan zu viele Kosten oder Probleme hervorruft, dann sagen die Franzosen: „Das Spiel ist die Kerze nicht wert“.
3. „Paris ne s’est pas fait en un jour!“
„Paris ist nicht an einem Tag entstanden.“ Das ist richtig: Es dauerte mehrere Jahrhunderte. Deshalb bedeutet dieser schöne französische Spruch im übertragenen Sinn: „Gut Ding will Weile haben.“
4. „Poser un lapin à quelqu’un.“
Wer sich Dinge gut vorstellen kann, dem mag diese französische Redewendung seltsam erscheinen, denn sie bedeutet: „Jemandem einen Hasen hinlegen.“ Die eindeutige Herkunft dieses französischen Sprichwortes ist unklar. Im Laufe der Jahrhunderte hat es unterschiedliche Bedeutungen angenommen. Heutzutage wird damit ausgesagt, dass eine Person zum vereinbarten Treffen oder Rendezvous nicht erschienen ist – sie präsentiert dem Wartenden stattdessen einen Hasen.
5. „Faire une nuit blanche.“
Wenn eine Person nachts nicht geschlafen hat, dann hat sie wortwörtlich „eine weiße Nacht gemacht“. Sprachlich gesehen stecken in dem französischen Ausdruck zwei Bedeutungen: „Weiß“ im Sinne von „hell erleuchtet“ sowie im Sinne von Abwesenheit, also fehlendem Schlaf. Im Französischen existiert zum Beispiel auch der Ausdruck „vote blanc“: Der Wähler gibt einen weißen und damit leeren Stimmzettel ab.
Möglicherweise haben die Franzosen diese Redewendung aus den russischen „Weißen Nächten“ in St. Petersburg übernommen. Zu Zeiten von Zarin Katharina II. lebten viele Franzosen in der Stadt. In den Sommermonaten geht die Sonne dort nicht oder nur sehr kurz unter – die Nächte sind also hell erleuchtet. Analog dazu findet einmal jährlich die „Nuit blanche“ in Paris statt – eine Nacht, in der die Stadt erstrahlt und viele Künstler ihre Werke öffentlich ausstellen.
6. „Dormir sur ses deux oreilles.“
Wenn jemand auf seinen beiden Ohren schlafen kann – was anatomisch unmöglich ist – dann macht er sich keine Sorgen. Er schläft seelenruhig und wie ein Baby. Woher dieses französische Sprichwort stammt, ist unklar. Möglicherweise entstand die Redewendung als Gegensatz zu „ne dormir que d’un oeil“. Übersetzt bedeutet das: „Jemand schläft nur mit einem geschlossenen Auge, das andere bleibt geöffnet und wachsam.“
7. „C’est la fin des haricots.“
Wie viele französische Sprichwörter ist auch dieses eine gastronomische Metapher. Sie bedeutet wörtlich übersetzt: „Das ist das Ende der Bohnen.“ Die im 20. Jahrhundert entstandene Redensart drückt aus, dass etwas endgültig vorbei oder hoffnungslos ist. Bohnen galten früher als minderwertiges Grundnahrungsmittel und wurden zum Beispiel in Schulen an die Schüler verteilt, wenn es sonst nichts mehr zu essen gab. Standen also keine Bohnen mehr zur Verfügung, bedeutete dies das Ende. Wenn heutzutage jemand etwa eine Prüfung nicht bestanden hat, kann er sagen: „Je n’ai pas réussi mon examen, c’est la fin des haricots.“
8. „C’est la goutte d’eau qui fait déborder le vase.“
Wie bei vielen französischen Redewendungen üblich, hat auch diese eine Parallele zu deutschen Sprichwörtern. Die wörtliche Bedeutung der französischen Metapher: „Es ist der Wassertropfen, der die Vase zum Überlaufen bringt!“ Die deutsche Entsprechung: „Das ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.“ Gemeint ist, dass der Kipppunkt einer Situation erreicht ist. Der Ursprung dieser französischen Redensart liegt im 19. Jahrhundert, als die bildliche Vorstellung geprägt wurde, dass bereits ein einziger Wassertropfen eine bis zum Rand gefüllte Vase zum Überlaufen bringen könnte.
9. „C’est simple comme bonjour!“
Manchmal ist es hilfreich, französische Sprüche wörtlich zu übersetzen, um die übertragene Bedeutung besser verstehen zu können. „So einfach wie ‚Hallo‘ sagen!“ entspricht der deutschen Redewendung: „Das ist ein Kinderspiel.“ Hiermit ist gemeint, dass eine Aufgabe spielend leicht zu meistern ist. In Frankreich entstand diese Redensart bereits im 19. Jahrhundert. Mit ihr sollte ausgedrückt werden, dass eine Sache so einfach ist wie die Begrüßung einer anderen Person. Übrigens: Gerade in der französischen Kultur ist es eher umständlich „Hallo“ zu sagen. Sagt man „Salut“ oder lieber „Bonjour“? Und gibt man einander förmlich die Hand oder doch die verbreiteten Küsschen auf die Wange?
10. „Il ne faut pas pousser mémé dans les orties.“
Dies ist eine der französischen Redensarten, deren Ursprung schwer zu bestimmen ist. Vermutlich stammt sie aus dem 20. Jahrhundert als Abwandlung des ursprünglichen Ausdrucks „faut pas pousser“. Das bedeutet so viel wie „etwas nicht übertreiben“. Die wörtliche Übersetzung „nicht in die Brennnesseln stoßen“ meint, dass man die Grenzen nicht überschreiten sollte. Mit der eng verwandten Metapher „faut pas pousser le bouchon trop loin“ („den Bogen nicht überspannen“) ist dasselbe gemeint. Beispiel: „Meine Geduld ist am Ende. Du solltest den Bogen nicht überspannen.“
Der Beitrag wurde erstmals am 14. Dezember 2016 veröffentlicht und am 23. August 2023 aktualisiert.