Der Einfluss zeitgemäßer Führung
Author
Berlitz
Gute Führung ist Dienstleistung am Mitarbeiter
"Was ist die Aufgabe von Führung?"
"Besteht ihre Aufgabe in der Kontrolle der Mitarbeiter in einem engen hierarchischen Rahmen?"
"Oder soll sie ergebnisorientiert die Kreativität und Motivation der Mitarbeiter fördern?"
"Kann ein falsches Führungsverständnis sogar ein Leistungshemmnis sein?"
Diese Fragen drängen sich in der modernen, globalisierten Wirtschafts- und Arbeitswelt zwangsläufig auf und tragen dazu bei, dass das traditionelle Führungsverständnis zunehmend infrage gestellt wird.
Die Aufgabe von Führung
Führung hat grundsätzlich die Aufgabe, positive Arbeitsergebnisse eines Teams zu fördern und so zum Unternehmenserfolg beizutragen. Die Art und Weise, wie Führungskräfte diesen Erfolg erreichen, hängt wesentlich von ihrem persönlichen Führungsstil ab.
Klassisches Führungsverständnis
Das klassische Führungsverständnis geht aus Unternehmen hervor, in denen der Firmeninhaber allein die Verantwortung für den wirtschaftlichen Erfolg trägt. Dieses entspricht dem traditionellen Denkmuster, dass Menschen naturgemäß Führung brauchen und wollen. Mit wachsender Größe des Unternehmens wird die Führungsaufgabe auf die Mitarbeiter in leitenden Positionen verteilt. Dieser traditionelle Führungsstil zeichnet sich daher durch Autorität, Macht und Kontrolle in einem strengen hierarchischen Rahmen aus. Mitarbeiter folgen den Vorgaben des Vorgesetzten ohne Mitsprachemöglichkeit, auch wenn sie dessen Auffassung nicht teilen.
Moderne Führungsstile
Moderne Führungsstile berücksichtigen die Erkenntnis, dass enge Hierarchien Kreativität und Motivation ersticken. Immer deutlicher wird, dass motivierte und zufriedene Mitarbeiter leistungsfähiger sind. Das setzt voraus, dass Mitarbeiter eigene Ideen und Kreativität in den Arbeitsprozess einbringen und dafür Wertschätzung und Anerkennung erfahren.
Führungskräfte sind daher in vielerlei Hinsicht verantwortlich. Gute Ergebnisse können sie nur präsentieren, wenn die Leistungsfähigkeit und die Arbeitsqualität ihrer Mitarbeiter zuverlässig und gleichbleibend ist. Zu ihren Aufgaben gehört daher auch die Produktivitätssteigerung unter Berücksichtigung der Gesundheit ihrer Mitarbeiter. Moderne Führung motiviert Mitarbeiter zu Höchstleistungen mit Freude und ohne Stress. Führungskräfte müssen daher vor allem fördern, anstatt zu fordern.
Gute Führung ist Überzeugungsarbeit
Moderne Führung ist nicht nur die Summe von Einzelleistungen der Mitarbeiter im Unternehmen und Mitarbeiter agieren nicht einfach als Assistenten und ausführende Helfer der Führungskräfte. Stattdessen sind moderne Unternehmensorganisationen auf Teamarbeit ausgerichtet. Teams setzen sich aus Mitarbeitern mit unterschiedlichem Fach- und Spezialwissen und verschiedenen Stärken zusammen. So können durch den geschickten Einsatz der jeweiligen Mitarbeiter Produktivitäts- und Synergieeffekte entstehen und Unternehmen optimale Arbeitsergebnisse erreichen (siehe auch Artikel "Personalführung: Müssen Hierarchien noch sein").
Teamleiter gliedern sich in ihre Gruppe ein und nehmen Führungsaufgaben durch Überzeugungsarbeit und Unterstützung der Teammitglieder wahr. Sie nehmen sich selbst zurück und stellen das Team in den Vordergrund.
Frei nach der Aussage:
„Wer Menschen führen will, muss hinter ihnen gehen“
(Laotse, Chinesischer Philosoph)
zeichnen sich moderne Führungskräfte durch die neuen Führungstugenden Demut und Bescheidenheit aus. In global tätigen und teamorientiert organisierten Unternehmen übernehmen Führungskräfte innerhalb eines Teams die Aufgaben des Coaches und schaffen ihren Mitarbeitern den notwendigen Rahmen für eine optimale Aufgabenerledigung (siehe auch Artikel "Zwischen Herrschen und Dienen").
Teamarbeit ist Beziehungsarbeit – Teamführung will gelernt sein
Innovationen werden durch die Freiheit der Mitarbeiter gefördert, neue Ideen zu entwickeln und neue Wege zu beschreiten. Erfolgreiche und reibungslose Zusammenarbeit ist getragen von Gemeinschaftssinn, Vertrauen, Freiheit und einem Fehlermanagement, das frei von Vorwürfen einen konstruktiven Austausch ermöglicht. Eine gute Teamführung entwickelt Beziehungen zu den Teammitgliedern und erkennt die Stärken und verborgenen Potenziale der einzelnen Teammitglieder, um sie zu fördern.
Die Aufgaben der Führungskraft bestehen in der Koordination und Konfliktvermeidung durch:
- Klare Aufgabenstellungen
- Klare Zuständigkeitsbereiche
- Klare Kommunikationsstrukturen
Stetige Veränderungen der Rahmenbedingungen in Unternehmen erfordern auch von Führungskräften hohe Leistungen im Alltagsbetrieb. Für Führung bleibt daher häufig nur wenig Zeit. So belegt die Studie „Die Strategische Bedeutung des Mittelmanagements“ von Penning Consulting, dass zahlreiche Führungskräfte nur etwa 20 Prozent ihrer Zeit für die Führungsaufgaben nutzen können. Um dennoch optimale Arbeitsergebnisse zu erreichen, müssen Führungskräfte also ihre knappe Zeit effizient einsetzen und setzen daher im Sinn einer ergebnisorientierten Führung Vertrauen in die Leistungen der Teammitglieder. Das Spannungsfeld zwischen Führung und anderen Managementaufgaben sowie die komplexen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Teamführung machen es notwendig, dass Führungskräfteim Rahmen ihrer Ausbildung und in Fortbildungen gezielt auf ihre Aufgabe vorbereitet und regelmäßig geschult werden. Dadurch sind sie in der Lage, Konflikte rechtzeitig zu erkennen und zu lösen, selbstständige Arbeit und die kreative Freiheit zu fördern und die Teammitglieder entsprechend ihrer individuellen Stärken einzusetzen.
Wachsendes Bewusstsein für teamorientierte Führung
Zunehmend verändert sich in großen und mittelständischen Unternehmen das Verständnis von Führung. Zahlreiche Unternehmen setzen inzwischen auf Teamarbeit sowie Vertrauen statt Kontrolle und verzeichnen durch diese nachhaltige Führung spürbare geschäftliche Erfolge. Dieses Vertrauen kann zum Beispiel dadurch erreicht werden, dass ein Unternehmen sein Ausschreibungs-, Besetzungs- und Performance-Management umgestaltet. Mitarbeiter und Führungskräfte erhalten dadurch mehr Verantwortung und größere Freiräume. Führungskräfte nehmen ihre Aufgabe so vorwiegend durch Inspiration und Motivation der Teammitglieder wahr. Auch die international tätige Spedition Dachser setzt seit mehreren Jahren erfolgreich auf eine Führungspolitik, die zufriedene Mitarbeiter in den Mittelpunkt rückt. Zu diesem Zweck wurden die Arbeitsplätze aus ergonomischer Sicht optimiert. Mitarbeiter erfahren besondere Wertschätzung durch spezielle Maßnahmen zur Gesundheitsförderung. So stehen regelmäßig Physiotherapeuten zur Verfügung. Die Einführung flexibler Arbeitszeiten und eines betrieblichen Vorschlagswesens sind weitere Schritte bei der mitarbeiterorientierten Umstrukturierung des Unternehmens.
Auch eine Umfrage des Leistungsträger-Blogs über die HR-Herausforderungen 2013 zeigt, welche Kriterien Unternehmen als besonders wichtig für ihr Personalmanagement ansehen.
Diese Punkte nannten die Befragten (Mehrfachnennung möglich):
- Mitarbeiterbindung: 57,8 %
- Gewinnung neuer Leistungsträger: 54,5 %
- Stressmanagement: 48,5 %
- Förderung und Einsatz von Leistungsträgern entsprechend ihrer Talente: 45,5 %
- Etablierung eines modernen Führungsstils: 33,3 %
- Vorbereitung auf eine neue Führungsrolle: 18,2 %.
Der amerikanische Management-Berater Stephen Corvey erlangte in seinen Arbeiten zudem die Erkenntnis, dass Performance-Probleme in Unternehmen zu rund 70 Prozent auf ein falsches Führungsverhalten mit fehlerhaften Umsetzungen der vorhandenen Strategien zurückzuführen sind. Diese Ergebnisse zeigen einmal mehr, wie wichtig es ist, dass Führungsetage und Team an einem Strang ziehen.
Das schätzen Arbeitnehmer an ihren Vorgesetzten
Mitarbeiter haben ein aktives Interesse an den geschäftlichen Erfolgen ihres Arbeitgebers, wenn sie sich mit dem Unternehmen identifizieren. Durch welche Führungseigenschaften Mitarbeiter Motivation erfahren, zeigt die Studie des Instituts für Beschäftigung und Employability IBE im Auftrag von Hays aus dem Jahr 2014/2015. Folgende Faktoren führten die Befragten als besonders wichtig für die Zufriedenheit mit ihrem Vorgesetzten an:
- Vertrauen und Zuverlässigkeit
- einen eigenen Handlungsspielraum und Verantwortungsbereich
- Anerkennung und Lob durch den Vorgesetzten
- fachliche Kompetenz des Vorgesetzten
- faire Behandlung der Mitarbeiter
Sie wünschten sich darüber hinaus Einbindung in Entscheidungen, Transparenz und einen Vorgesetzten, der bei Problemen und Schwierigkeiten stets ansprechbar ist.
Führung bleibt auch in Zukunft ein wichtiges Thema
Im Gegensatz zu Unternehmen in Ländern wie Schweden, Finnland oder Dänemark zeigt die team- und mitarbeiterorientierte Führung in Deutschland noch eine schwache Verbreitung. So belegt eine Studie von Eurofound, dass in deutschen Unternehmen gerade einmal 26,5 % der Studienteilnehmer eigenständig in einem Team arbeiten. Die stetig steigenden Anforderungen an Unternehmen in der globalen und leistungsorientierten Wirtschaft verlangen langfristig nach einer Dynamisierung und Flexibilisierung der Führung hin zu Belegschaften, die motiviert und mit Freude im Interesse des Unternehmens an einem Strang ziehen. Auch deutsche Unternehmen können sich diesem Thema nicht länger verschließen.