Bewundern Sie auch die Kollegen, die scheinbar nichts aus der Bahn wirft? Starke emotionale Belastungen wie berufliche Krisen oder persönliche Verluste perlen geradezu an ihnen ab. Das Geheimnis dieser Fähigkeit liegt in der Resilienz – also der psychischen Widerstandskraft von Menschen. Aber was ist das eigentlich genau? Und können Erwachsene ihre Resilienz im Laufe des Lebens stärken? Wir geben Antworten und zeigen Ihnen, was eine resiliente Unternehmenskultur ausmacht.
Was ist Resilienz?
Das Wort Resilienz leitet sich vom lateinischen Begriff „resilire“ ab, was „abprallen“ oder „zurückspringen“ bedeutet. In der heutigen Zeit ist Resilienz ein häufig verwendetes Wort, wenn es um die Arbeitswelt geht. Es beschreibt die Widerstandsfähigkeit von Menschen, die schwierige Situationen und Krisen leichter bewältigen.
Resiliente Persönlichkeiten setzen sich mit einem Rückschlag konstruktiv auseinander. Mit unangenehmen Situationen gehen sie entspannter um und gehen oft sogar gestärkt aus ihnen hervor: Fehler werden als konstruktive Lernmöglichkeiten angesehen. Sie sind sich ihrer Stärken bewusst und glauben fest daran, dass ihr Handeln einen großen Einfluss auf das Ergebnis hat.
Belastungen am Arbeitsplatz: Resilienz trainieren kann helfen
Viele Arbeitnehmer leiden in ihrem Berufsalltag unter Stress am Arbeitsplatz. Kein Wunder, denn die Anforderungen an den modernen Arbeitnehmer sind hoch: Ständige Erreichbarkeit, maximale Flexibilität und hohe Ansprüche an die eigene Leistung werden zu einer ständigen Belastung. Die Folgen sind Krankheiten wie das Burn-Out-Syndrom, Depressionen oder körperliche Beschwerden. Die Statistiken von Krankenkassen belegen, dass der Anteil der Krankmeldungen wegen psychischer Belastungen in den letzten zehn Jahren gestiegen ist.
Für ein Unternehmen stellen überforderte Angestellte einen hohen Kostenfaktor dar, denn Stress und seelische Belastungen senken die Leistungsfähigkeit eines Mitarbeiters und führen im schlimmsten Fall eben sogar zu psychisch bedingten Ausfällen. Wer dagegen über eine hohe Resilienz, verfügt ist belastbarer und kann mit Stress besser umgehen. So können die mentalen Krankheiten und damit Ausfallzeiten vermieden werden.
Resilienz trainieren: 8 Übungen und Strategien
Ob eine Situation als belastend empfunden wird, ist oftmals eine Frage der inneren Einstellung und der persönlichen Haltung. Die gute Nachricht: Erwachsene können die eigene Resilienz stärken und trainieren. Dabei steht ein dynamischer Lernprozess im Vordergrund. Wer die eigene Resilienz trainieren möchte, muss gezielt an den persönlichen Stärken und Schwächen arbeiten. Regelmäßige Pausen und Entspannungsphasen helfen in diesem persönlichen Entwicklungsprozess und haben eine besonders positive Wirkung auf die psychische Gesundheit.
Tipp: Unternehmen können ihre Mitarbeiter dabei unterstützen, indem Sie durch gezielte Schulungsangebote er mentalen Erschöpfung vorbeugen und die innere Widerstandskraft ihrer Angestellten fördern. Berlitz bietet Ihnen ein vielfältiges Angebot an Business-Seminaren zu Stressbewältigung, Resilienz und Achtsamkeit.
Die folgenden Übungen und Ideen helfen Ihnen und Ihrem Team zusätzlich, Ihre persönliche Resilienz im Alltag zu trainieren.
1. Krisenkompetenz erkennen
Wann haben Sie zuletzt darüber nachgedacht, welche kleineren oder auch größeren Krisen Sie bereits überstanden haben? Nehmen Sie sich 15 Minuten Zeit und schreiben Sie auf, wie Sie diese Ihrem besten Freund oder Ihrer besten Freundin beschreiben würden und was Ihnen bei der Bewältigung geholfen hat. Notieren Sie, was Sie durch diese Krisen gelernt haben. So finden Sie zurück zu Strategien, die Ihnen bereits geholfen haben und sich möglicherweise auf die aktuelle Krisensituation übertragen und anwenden lassen. Machen Sie sich bewusst, dass Sie es in der Hand haben.
2. Unabhängig und selbstbewusst agieren
Menschen, die ein klares Bild von sich selbst und ihrer Zukunft haben, fühlen sich weder hilflos noch fremdgesteuert. Sie gehen Krisen aktiv an und wachsen an deren Bewältigung. Wenn Sie Verantwortung für Ihr Leben und Ihr Handeln übernehmen, machen Sie sich emotional unabhängig von anderen. Im beruflichen Kontext bedeutet dies, auch mal aus der Komfortzone herauszugehen, selbst aktiv zu werden und lösungsorientiert zu arbeiten.
3. Ziele realistisch setzen
Setzen Sie sich realistische Ziele und entwickeln Sie eine Perspektive für Ihre Zukunft. Wer seine Leistungsfähigkeit realistisch einschätzen kann, gelangt nur selten an seine Grenzen und wird von Krisen weniger stark getroffen. Das schützt vor Misserfolgen sowie Stresssituationen und ermöglicht es, Herausforderungen gelassen und selbstbewusst entgegenzutreten. Wenn Sie wissen, was Sie wollen und wie Sie es erreichen können, verlieren Sie auch in schwierigen Situationen nicht die Perspektive.
4. Hilfe akzeptieren und Netzwerk schaffen
Wer die eigene Resilienz stärken möchte, muss nicht alles im Alleingang erledigen. Resiliente Menschen nehmen Hilfe von Kollegen oder Vorgesetzten an und fordern sie bei Bedarf ein. Gemeinsam mit anderen lösungsorientiert zu arbeiten, wirkt dem Stress am Arbeitsplatz gezielt entgegen.
Übrigens: Auch Familie, Freunde und andere Vertraute sind wichtige Bezugspersonen, um die persönliche Resilienz zu trainieren. Ein vertrauensvolles Netzwerk an Personen sorgt für ein gesundes seelisches Gleichgewicht.
5. Auszeiten gönnen
Nur wer auch für sich selbst sorgt und sich Auszeiten und Regenerationsphasen gönnt, bleibt auf Dauer widerstands- und leistungsfähig. Self-Care am Arbeitsplatz kann zum Beispiel darin bestehen, sich ausreichend Zeit zu nehmen und in der Mittagspause einen Spaziergang an der frischen Luft zu machen oder sich mit netten Kollegen zu unterhalten. Auch Sport ist für einen positiven Effekt bekannt.
6. Optimistisch sein
Eine gesunde Portion Optimismus verleiht Kraft und innere Stärke. Der feste Glaube, dass am Ende alles gut ausgehen wird, kann Energie freisetzen, um ein Problem erfolgreich zu bewältigen. Auch wenn Sie heute noch nicht wissen, wie Sie ein Problem lösen können: Der Glaube an den Erfolg trägt Sie auch durch schwierige Phasen.
Erstellen Sie beispielsweise eine Liste mit mindestens zehn Dingen, die Sie wirklich gut können. Sie können diese Liste in drei Bereiche aufteilen: eine berufliche Liste, eine Liste für Ihre Beziehungen und eine Liste für Ihre Freizeit. Was sind Ihre Stärken? Hierfür können Sie auch Freunde, Kollegen oder Ihren Partner fragen. In einer akuten Krise kann Ihnen ein Blick auf die Liste helfen, sich Ihrer Talente und Fähigkeiten bewusst zu werden und mehr Selbstvertrauen zu gewinnen.
7. Achtsamkeit trainieren
Meditation, bewusstes Atmen und andere Achtsamkeitsübungen stärken Ihre Resilienz zusätzlich. Achtsamkeit hilft Ihnen, bewusster mit den eigenen Stärken und Schwächen umzugehen und trägt dazu bei, Stress im Arbeitsalltag zu reduzieren. Besonders praktisch ist, dass Sie die Übungen immer und überall machen können.
Damit Achtsamkeitsübungen einen dauerhaft positiven Effekt auf den Arbeitsalltag haben, sollten sie zu einer festen Gewohnheit werden. Immer mehr Arbeitgeber bieten ihren Mitarbeitern ein Achtsamkeitstraining im Unternehmen an, um die Fähigkeit dauerhaft in den Firmenalltag zu integrieren. Davon profitieren sowohl die Mitarbeiter als auch das Unternehmen selbst: Ein entspanntes Team ist motivierter und zufriedener.
8. Krisen als Chancen sehen
Private oder berufliche Krisen sind oft der Anstoß zu einem Neuanfang. Sehen Sie ausweglos erscheinende Situationen als Chance, Ihrem Leben eine neue Richtung zu geben, auch wenn Ihnen das am Anfang schwerfällt. Wer schafft, eine Lebenskrise erfolgreich zu überwinden, den wirft so schnell nichts mehr aus der Bahn.
Resilienz stärken am Arbeitsplatz: So unterstützen Unternehmen ihre Mitarbeiter
Die individuelle Unternehmenskultur trägt viel dazu bei, ob Angestellte eine hohe Resilienz aufweisen. Mit diesen Tipps können Unternehmen nicht nur die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter, sondern auch die mentale Gesundheit stärken:
- Wertschätzende und positiv geprägte Kommunikationskultur
- Realistische Zeit- und Leistungsvorgaben
- Freiraum für Kreativität und Ideen
- Zeit für Pausen und Phasen der Regeneration
- Technische Infrastruktur zur gezielten Entlastung
- Entscheidungsfreiheit für Mitarbeiter
- Nachhaltige Weiterbildungsmöglichkeiten
- Flexible Arbeitsformen wie Homeoffice
- Benefits wie Entspannungskurse, psychologische Betreuung und Sportangebote
Fazit: Resilienz stärken ist ein Gewinn für alle
Corporate Health bedeutet heute mehr, als ergonomische Arbeitsplätze und betriebliche Sportangebote. Um die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter über Jahrzehnte hinweg auf hohem Niveau zu halten, muss die geistige Gesundheit in den Fokus rücken. Unternehmen können bereits mit einfachen Mitteln viel für das Wohlbefinden ihrer Angestellten tun. Gezielte Weiterbildungsangebote zu Soft Skills wie Achtsamkeit und Widerstandsfähigkeit lassen sich problemlos in den Arbeitsalltag integrieren und helfen, die Mitarbeiterzufriedenheit und Produktivität im Unternehmen deutlich zu steigern.
Und denken Sie daran: Natürlich verläuft nicht im Leben wie gewünscht. Wer sich darauf einstellt und sich gedanklich auch einmal mit schwierigen Situationen auseinandersetzt, trainiert seine persönliche Resilienz bereits.
Der Beitrag wurde erstmals am 28. Oktober 2015 veröffentlicht und am 14. Februar 2024 aktualisiert.
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