Die wichtigsten Benimmregeln in Großbritannien
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Berlitz
Großbritannien hat zahlreiche Traditionen: Neben dem englischen Frühstück oder dem Tee am Nachmittag gehören dazu auch einige kulturelle Eigenarten der Bewohner. So sind die Briten beispielsweise bekannt für ihre Höflichkeit, die ein essenzieller Bestandteil des täglichen Lebens auf der Insel ist.
Wer eine Reise nach Großbritannien plant, sollte sich deshalb der einen oder anderen Umgangsform der manchmal etwas eigenwilligen Engländer bewusst sein. Vor allem die deutsche Direktheit kann auf der Insel als sehr unpassend empfunden werden. Hier sind fünf Tipps für alle, die den kulturellen Missverständnissen und Fettnäpfchen in England geschickt aus dem Weg gehen wollen.
1. Britische Höflichkeit
Sie ist so berühmt wie die Queen selbst: die Höflichkeit der Engländer. Sie stellen sich klaglos in lange Warteschlangen, entschuldigen sich selbst bei kleinsten Zusammenstößen und unterhalten sich gerne über das Wetter und andere Belanglosigkeiten. Außenstehende könnten so viel Freundlichkeit fälschlicherweise als Verstellung oder Unaufrichtigkeit interpretieren – für Engländer ist sie ganz normal. Selbst kleine Aufforderungen werden ausgesprochen höflich geäußert: Phrasen wie „Could you do me a favor...“ („Könntest du mir einen Gefallen tun...“) oder „Would you be so kind...“ („Wärest du so freundlich...“) gefolgt vom obligatorischen „please“ gehören so fest zum allgemeinen Standardvokabular, wie die Erdbeeren mit Sahne zum Tennisturnier in Wimbledon.
2. Stand right!
Wer es darauf anlegt, in England schnell als Tourist erkannt zu werden, der sollte sich auf einer Rolltreppe nach links stellen. Der Brite ordnet sich stets rechts ein und überlässt die linke Seite denjenigen, die es eilig haben und sich im Zweifel mit einem lauten „Stand right!“ („Rechts stehen!“) bemerkbar machen. Auch an den Bahnsteigen der „Underground“ Stationen, der englischen U-Bahn, sollten Besucher versuchen, den Strom der Menschen nicht durch unnötiges Herumstehen aufzuhalten.
3. Vornehme Zurückhaltung
Die Briten haben das „Understatement“, die vornehme Zurückhaltung, perfektioniert. Selbst in unangenehmen Situationen klagen oder schimpfen sie selten – Höflichkeit geht vor. Wer diese Rhetorik nicht richtig einschätzt, dem drohen Missverständnisse. Denn wenn ein Engländer beispielsweise „There seems to be a little bit of an issue here...“ („Es scheint hier kleines Problem zu geben...“) sagt, dann ist das Problem wahrscheinlich ein bisschen größer, als es im ersten Moment klingt.
4. Wenig Körperkontakt
Die Zurückhaltung der Briten äußert sich auch beim Händedruck: Zur Begrüßung geben sich die Engländer selten die Hand, zum Abschied fast nie. Ein einfaches „Good bye!“ oder „Have a nice day!“ reicht vollkommen aus. Freundliches Schulterklopfen oder gar eine Umarmung sollten Besucher ebenfalls vermeiden, wenn sie ihr Gegenüber nicht wirklich gut kennen.
5. Die ungeschriebenen Regeln im Pub
Ein Pub ist wahrscheinlich der einzige Ort, an dem die Briten sich nicht in eine Warteschlange stellen, um ihr Bier zu bestellen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es keine Reihenfolge gibt. Die Angestellten wissen genau, wer als nächstes dran ist. Auffälliges Winken gilt als Vordrängeln. Bestellt wird grundsätzlich an der Bar, nicht am Tisch und niemals bloß „beer“. Die Sorte ist entscheidend: „lager“, „bitter“, „ale“ oder die jeweilige Marke des Herstellers. Wer Durst hat, der bestellt „A pint of...“ was rund 600 ml entspricht. Ein kleines Glas erhält, wer „a half pint of“ ordert. Und natürlich niemals – wirklich niemals! – das „please“ am Ende der Bestellung vergessen.
Ein weiteres Fettnäpfchen ist übrigens, Schotten, Iren oder Waliser als Engländer zu bezeichnen. Lediglich Briten würden sich diese Landsleute noch nennen, aber nie „Englishman“. Wer ein bisschen genauer hinhört, kann vielleicht anhand des englischen Dialekts herausfinden, aus welchem Teil Großbritanniens das Gegenüber stammt – und dem Fauxpas so entgehen.