Jobhopper: Jobwechsel richtig begründen
Author
Berlitz
Jeder zweite Berufstätige denkt über einen Jobwechsel nach, und manche setzen ihr Vorhaben auch um. Doch viele Arbeitnehmer zögern. Ihre Hauptsorge: Möglicherweise wirken sie auf potenzielle Arbeitgeber sprunghaft und wenig verlässlich. Was ist dran an dieser Befürchtung? Wir erklären, wie Sie häufige Jobwechsel bei der Bewerbung gut begründen – und warum ein Lebenslauf mit vielen Stationen auch für Arbeitgeber kein Nachteil sein muss.
Wann gelten Arbeitnehmer als Jobhopper?
54 Prozent der Deutschen sind offen für einen Jobwechsel oder stehen kurz davor. Und sogar fast drei Viertel der jüngeren Arbeitnehmer zwischen 18 und 34 Jahren können sich vorstellen, noch im laufenden Jahr den Job zu wechseln. Insbesondere Akademiker haben eine hohe Wechselneigung: 63 Prozent dieser Gruppe gaben dies an. So lauten die Kernergebnisse einer aktuellen Studie, bei der mehr als 1000 Arbeitnehmer in Deutschland befragt wurden. Doch viele der Wechselwilligen fürchten, dass Arbeitgeber sie als sogenannte Jobhopper wahrnehmen und sie deshalb bei der Bewerbung schlechte Chancen haben.
Und tatsächlich: Internationale Befragungen von Arbeitgebern haben ergeben, dass mehr als sieben von zehn Arbeitgebern einen Bewerber auf Grund vieler Jobwechsel bei der Bewerbung nicht berücksichtigt haben. Und für ein knappes Drittel (29 Prozent) kommen solche Kandidaten überhaupt nicht in Betracht. Doch ab wann ist man überhaupt ein Jobhopper?
Eine genaue Definition gibt es nicht. Das liegt auch daran, dass in manchen Branchen häufige Jobwechsel üblicher sind als in anderen, zum Beispiel in der Gastronomie. Bei den genannten Befragungen galten Arbeitnehmer als Vielwechsler, wenn in ihrem Lebenslauf mindestens vier Beschäftigungen mit einer Dauer von bis zu sieben Monaten standen. Akzeptabel waren für die befragten Arbeitgeber 16 Monate bis zur nächsten beruflichen Station.
Gute Gründe fürs Jobhopping
Wer häufig die Stelle wechselt, ist in den Augen vieler Personalabteilungen unzuverlässig, sprunghaft und zeigt wenig Durchhaltevermögen. Aus Arbeitnehmersicht ist die Sorge bei häufigen Berufswechseln also durchaus berechtigt. Dabei gibt es durchaus gute Argumente fürs Jobhopping. Dies sind die wichtigsten:
Aufstiegschancen und Sinnsuche
Besonders zu Beginn des Berufslebens sind häufigere Jobwechsel nichts Ungewöhnliches. Schließlich gilt es, eine Branche zunächst kennenzulernen, sich mit seinen eigenen Stärken und Schwächen vertraut zu werden und herauszufinden, wohin die berufliche Reise eigentlich gehen soll. Gerade die Generation Z, die nach 1995 Geborenen, suchen zwar (finanzielle) Stabilität im Job. Wichtig ist ihr aber vor allem, dass die Arbeit Sinn stiftet und persönliche Weiterentwicklung bietet. Herauszufinden, in welchem Job dies am besten gelingt, braucht eben etwas Zeit. Oftmals ist zudem der Aufstieg – mehr Verantwortung, besseres Gehalt – in einem anderen Unternehmen leichter als im aktuellen Job.
Höhere Arbeitszufriedenheit
Forscher haben bei Arbeitnehmern, die ihren Job bewusst wechseln, ein interessantes Phänomen beobachtet: den sogenannten Honeymoon-Hangover-Effekt (zu Deutsch etwa: Flitterwochen-Kater-Effekt). Nach dem Jobwechsel steigt die Arbeitszufriedenheit und damit auch die Motivation signifikant an – der Jobhopper ist in den beruflichen „Flitterwochen“. Dieses Gefühl hält etwa zwei bis drei Jahre an, danach sinkt die Zufriedenheit. Und dann, so die Forscher, sei es Zeit, sich über einen erneuten Jobwechsel Gedanken zu machen. Denn wenn die Stelle nicht gefällt, nimmt die Zufriedenheit mit jedem weiteren Jahr ab. Und eine dauerhaft geringe Motivation schadet nicht nur dem Arbeitnehmer, sondern auch dem Arbeitgeber.
Bereicherung der Unternehmenskultur
Jobhopper können in puncto Unternehmenskultur für Firmen interessant sein. Auch dies hat die Befragung der Arbeitgeber gezeigt. Häufige Arbeitsplatzwechsel bedeuten nämlich viele Einblicke und Erfahrungen in unterschiedliche Organisationen – und diese Perspektiven können Arbeitnehmer mit vielen Stationen ins neue Unternehmen einbringen. Auch eine längere Auszeit kann in dieser Hinsicht positiv sein. Denn viele Berufstätige lernen in dieser Zeit eine Fremdsprache, reisen viel, machen Freiwilligendienste oder starten eigene Projekte, die wiederum für Unternehmen interessant sein können.
5 überzeugende Argumente für Jobhopper im Bewerbungsgespräch
Häufigere Arbeitsplatzwechsel haben also durchaus Vorteile. Bei Bewerbungen kommt es darauf an, diese auch darzustellen. Grundsätzlich sollten Arbeitnehmer jede Station ihres Berufslebens und Stellenwechsel begründen können. Sie sollten den Eindruck vermitteln, ihre Karriere bewusst zu steuern. Folgende Argumente können dabei helfen:
1. Vielfältige Erfahrung betonen
Wer in unterschiedlichen Unternehmen gearbeitet hat, hat in der Regel viele unterschiedliche Erfahrungen vorzuweisen. Im Bewerbungsgespräch gilt es, diese so konkret wie möglich zu benennen. Ein Beispiel: „Durch die häufigen Jobwechsel habe ich gelernt, mich schnell auf neue Menschen einzustellen. Das konnte ich in deutsch- und englischsprachigen Unternehmen erfahren.“
2. Mehrwert fürs Unternehmen hervorheben
Günstig ist es auch, wenn Bewerber betonen, inwiefern ihre Kenntnisse dem neuen Unternehmen helfen werden. Auch hier gilt es, von Phrasen und Allgemeinplätzen abzusehen und stattdessen konkrete Vorteile zu benennen: „Sie erwarten die Bereitschaft, zu reisen und an unterschiedlichen Standorten des Unternehmens zu arbeiten. Dass ich diese Flexibilität mitbringen, zeigen meine unterschiedlichen Tätigkeiten bei Firma X in Hamburg und Unternehmen Y in Bamberg.“
3. Nicht negativ über die Vergangenheit sprechen
Generell gilt: Eine negative Sicht auf die eigene berufliche Vergangenheit hat in Bewerbungsgesprächen nichts zu suchen. Aber: Ein selbstkritischer Blick auf eigene Entscheidung kann durchaus positiv sein – wenn Sie erläutern können, was Sie daraus gelernt haben und in Zukunft anders machen möchten. Die bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen beruflichen Stationen ist daher geboten – insbesondere für Jobhopper.
4. Kurz und prägnant antworten
Werden Sie auf Lücken im Lebenslauf oder häufige Jobwechsel direkt angesprochen, antworten Sie am besten möglichst kurz, prägnant und überzeugend. Weitschweifige Erläuterungen klingen oft wie eine Rechtfertigung – und das lässt Arbeitgeber schnell aufhorchen.
5. Perspektiven der angestrebten Positionen unterstreichen
Der verbreiteten Befürchtung, dass Sie möglicherweise in ein paar Monaten schon wieder Wechselgedanken hegen könnten, sollten Sie im Bewerbungsgespräch zuvorkommen. Betonen Sie daher, was Sie an der ausgeschriebenen Stelle besonders reizt und inwiefern Sie sich von ihr eine Chance zur beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung versprechen. Der Vorteil: Im Gespräch mit dem Arbeitgeber erfahren Sie so im Idealfall, ob die Position tatsächlich Ihren Erwartungen entspricht.
Welche Vorteile Jobhopper Arbeitgebern bringen können
Wie geschildert, dominiert bei Arbeitgebern mitunter noch eine eher negative Sicht auf Jobwechsler. Das ändert sich jedoch allmählich, denn Jobhopper bringen Eigenschaften und Erfahrungen mit, nach denen viele Unternehmen heutzutage suchen. Berufstätige mit häufigeren Jobwechseln
- wissen, was ihnen liegt – und was nicht. Sie haben Einiges ausprobiert und verworfen. Das beweist Experimentierfreude. Und die kann Unternehmen nützen, insbesondere wenn sie nach „Querdenkern“ und innovativen Ansätzen suchen.
- zeigen Mut und die Bereitschaft, sich zu verändern. Auf einem zunehmend dynamischen Arbeitsmarkt sind dies Fähigkeiten, die Unternehmen benötigen. Wer einen Routinejob bis zur Rente sucht, hat in vielen Firmen schlechte Aussichten – allein schon wegen der hohen Geschwindigkeit des technologischen Wandels.
- bringen vielfältige Erfahrungen ein. Nicht-lineare Lebensläufe mit vielen Job-, vielleicht sogar Berufswechseln zeigen vielfältige Interessen. Unternehmen profitieren davon vor allem insofern, als interdisziplinäres, abteilungsübergreifendes Denken häufig ein Motor für Innovation und Veränderung ist.
Berufliche Stationen reflektieren
Jobhopper bringen Know-how und Erfahrungen mit, die vorteilhaft für sie selbst, aber auch für Unternehmen sein können. Um diese zu nutzen, kommt es vor allem auf den reflektierten Umgang mit den eigenen beruflichen Stationen an. Wer bei seiner jetzigen Stelle nicht findet, was er sucht, sollte durchaus Mut zum Wechsel haben. Denn klar ist auch: Von dauerhafter Unzufriedenheit im Job hat keine der beiden Seiten etwas.