Die deutsche Grammatik an sich ist komplex genug. Doch wer sich mit deutschen Muttersprachlern unterhalten möchte und wirklich gut Deutsch lernen will, muss sich noch mit einigen anderen Themen beschäftigen: zum Beispiel mit geläufigen Redewendungen und Formulierungen. Sonst versteht man in einem Gespräch schnell nur Bahnhof.
Was eben diese Formulierung bedeutet, erläutern wir im Folgenden – und erklären einige der wichtigsten deutschen Redewendungen und ihre Herkunft.
1. nur Bahnhof verstehen
Woher diese Redensart genau kommt, ist nicht abschließend geklärt. Man geht aber davon aus, dass sich deutsche Soldaten Ende des ersten Weltkrieges ihre Heimreise so sehr gewünscht haben, dass sie nur noch Bahnhof verstanden.
Bedeutung: etwas nicht verstehen oder begreifen
Beispiel: Deine Erklärung ist sehr kompliziert. Ich verstehe nur Bahnhof.
2. das A und O
Die beiden Buchstaben stehen für Alpha und Omega, den ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabets. Daraus leitet sich diese Formulierung ab und man spricht vom „A und O“, wenn etwas ganz bedeutend zum Erfolg einer Sache beiträgt.
Bedeutung: die Essenz, das wichtigste Element
Beispiel: Motivierte Mitarbeiter sind das A und O eines erfolgreichen Unternehmens.
3. über sich hinauswachsen
Wer über sich selbst hinauswächst, der erbringt Leistungen, die er bisher noch nicht geschafft hat. Es bedeutet also, dass man durch unerwartete Steigerung mehr schafft als bisher.
Bedeutung: die bisherigen Leistungen übertreffen
Beispiel: Sie ist über sich hinausgewachsen und hat das Gespräch souverän geführt.
4. fix und fertig sein
Diese Wortschöpfung hat gleich zwei Bedeutungen: Zum einen beschreibt sie, wenn man nach einem Vorhaben körperlich oder mental geschafft und erschöpft ist. Zum anderen ist sie Synonym für den Zustand des Bereitseins.
Bedeutung: erschöpft sein oder auch bereit sein
Beispiel: Nach der Wandertour war ich fix und fertig.
5. auf der Leitung stehen
Man sagt, dass eine Person auf der Leitung steht, wenn er oder sie eine Sache auch nach mehrmaligem Erklären nicht versteht. Heute geht es dabei also nicht um das akustische, sondern das logische Verstehen. Ursprünglich kommt diese Redensart aus den Anfängen der Telefontechnik. Man dachte wirklich, es stünde jemand auf der Telefonleitung, wenn das Telefonat abbrach.
Bedeutung: etwas nicht sofort verstehen, erfassen
Beispiel: Das verstehe ich nicht. Ich stehe wohl auf der Leitung.
6. die Daumen drücken
Wenn man jemandem für eine bevorstehende Aufgabe viel Erfolg wünscht, drückt man umgangssprachlich die Daumen. Schon die alten Römer kannten diese Geste. Auch im germanischen Volksglauben ist der Daumen der Glücksfinger.
Bedeutung: jemandem Erfolg oder Glück wünschen
Beispiel: Ich drücke dir die Daumen für die Prüfung.
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7. in die Hose gehen
Wenn ein Vorhaben komplett schief läuft, man ein Ziel verfehlt oder gescheitert ist, dann ist eine Sache in die Hose gegangen.
Bedeutung: schlecht ausgehen, nicht das gewünschte Ergebnis bringen
Beispiel: Die Arbeit ist total in die Hose gegangen.
8. eine Eselsbrücke bauen
Eine beliebte Eselsbrücke beim Deutschlernen ist: „-chen und -lein machen alle Dinge klein“. Eselsbrücken sind also Lernhilfen, um sich schneller und besser an gewisse Dinge zu erinnern. Dasselbe ermöglicht auch die „originale“ Eselsbrücke: Esel laufen nicht gerne über das Wasser. Legt man ihnen aber Bretter darüber und baut eine Brücke, gehen sie weiter und so kommt man schneller ans Ziel.
Bedeutung: Merksatz, Gedächtnisstütze, Erinnerungshilfe
Beispiel: Beim Lernen baue ich mir oft Eselsbrücken.
9. Butter bei die Fische
Diese norddeutsche Redewendung hat nicht mehr unbedingt etwas mit Kochen zu tun. Doch darauf ist sie zurückzuführen: Denn erst, wenn die Butter zum Fisch gegeben wird, ist das Gericht vollständig und es kann mit dem Essen begonnen werden. Und das meint auch die Aussage:
Bedeutung: zum Punkt kommen, die wesentliche Information liefern, zur Tat schreiten
Beispiel: Jetzt mal Butter bei die Fische, hör auf, unwichtige Details zu erzählen und komm endlich zur Sache.
10. Hals und Beinbruch
Vor einer schwierigen Aufgabe, wie zum Beispiel einer anstehenden Prüfung oder einer Theateraufführung, wünscht man jemandem den sprichwörtlichen Hals- und Beinbruch. Vermutlich geht diese Redewendung auf den jiddischen Ausdruck für „Erfolg und Segen“ zurück, der falsch übersetzt wurde.
Bedeutung: jemandem alles Gute oder viel Glück wünschen
Beispiel: Hals- und Beinbruch für die Prüfung am Freitag!
Noch mehr Beispiele gefällig? Weitere beliebte Redewendungen der deutschen Sprache haben wir in diesem Beitrag zusammengestellt.