15 deutsche Redewendungen: Woher kommen die bloß?
Author
Berlitz
Deutsch ist eine schwere Sprache – und wer sie lernen will, hat es mit all den Grammatikregeln und Ausnahmen nicht leicht. Und die typisch deutschen Redewendungen? Ihre wortwörtliche Übersetzung in andere Sprachen ergibt oftmals nur wenig Sinn. Selbst deutsche Muttersprachler wissen manchmal nicht, woher die beliebten deutschen Sprichwörter kommen. Deshalb geht dieser Beitrag der Sache auf den Grund und erklärt 15 deutsche Redensarten, die jeder kennen sollte.
1. Wie bei Hempels unterm Sofa
Beispiel: „Was ist das denn hier für ein Chaos? Es sieht ja aus wie bei Hempels unterm Sofa!“
Wer Familie Hempel war oder ob es sie überhaupt gab, konnte bis jetzt nicht eindeutig geklärt werden. Vielmehr gehen Experten davon aus, dass sich „Hempel“ von „Hampel“ ableitet. Damit bezeichneten die Leute früher einen einfältigen, unkultivierten Menschen. Die Redewendung selbst ist erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt. Liedermacher Reinhard May widmete ihr 1991 sogar ein ganzes Lied.
2. Um den heißen Brei reden
Beispiel: „Ich habe sie direkt gefragt, was sie stört, aber sie redet nur um den heißen Brei und gibt mir keine klare Antwort.“
Ursprünglich hieß es „Wie die Katze um den heißen Brei herumschleichen“, wobei die metaphorische Katze dabei die kühlste Stelle zum Ablecken gesucht hat. Die Redensart bedeutet also, dass der Gesprächspartner zögert und um das Thema herumredet, anstatt klare Aussagen zu treffen aus Angst, sich zu verbrennen.
3. Jemandem Honig ums Maul schmieren
Beispiel: „Sie macht dir so viele Komplimente, ich glaube sie will dir Honig ums Maul schmieren.“
Diese Person scheut ehrliche und direkte Worte, sie schmeichelt lieber. Die Herkunft der deutschen Redewendung ist nicht eindeutig geklärt. Eine Theorie besagt, dass dressierte Bären etwas Honig auf das Maul geschmiert bekamen – als Belohnung für ein gelungenes Kunststück und um sie gefügig zu machen.
4. Rosarote Brille aufhaben
Beispiel: „Tom merkt gar nicht, wie unhöflich seine neue Freundin ist – er hat noch die rosarote Brille auf.“
Rosa gilt als unbeschwerte und fröhliche Farbe. Menschen, die gerade bei einem neuen Partner oder in einer neuen Beziehung nur das Positive sehen und allzu optimistisch und naiv erscheinen, wird daher vorgeworfen, sie würden die Welt durch eine rosarote Brille betrachten.
5. Das passt wie die Faust aufs Auge
Beispiel: „Ihre positive Einstellung und unser Jobangebot passen zusammen wie die Faust aufs Auge.“
Die harte Faust auf dem verletzlichen Auge – das ist keine gute Kombination. Doch diese bekannte deutsche Redewendung hat es in sich. Früher wurde sie ironisch verwendet, um zu zeigen, dass zwei Dinge so gar nicht zusammenpassen. Inzwischen hat sich allerdings die Bedeutung ins Gegenteil gewandelt und sie sagt aus, dass etwas ganz wunderbar zusammenpasst.
6. Den inneren Schweinehund überwinden
Beispiel: „Ich wollte heute Morgen eigentlich joggen gehen, aber ich konnte meinen inneren Schweinehund nicht überwinden.“
Wer seinen inneren Schweinehund besiegt, der stellt sich unangenehmen Aufgaben und erledigt sie erfolgreich. Schweinehunde gibt es übrigens wirklich: Das sind Hunde, die früher bei der Wildschweinjagd eingesetzt wurden. Diese sturen und bissigen Tiere zu überwältigen ist also wirklich eine große Herausforderung.
7. Auf keinen grünen Zweig kommen
Beispiel: „Mit dieser Einstellung kommst du auf keinen grünen Zweig.“
Diese deutsche Redensart lässt sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Ein frischer, grüner Zweig steht für Wachstum und sinnbildlich für Erfolg. Zudem gab es ab dem 17. Jahrhundert den Brauch, einem Grundstückskäufer einen grünen Zweig im Grasboden zu schenken. Die darin wohnenden Geister sollten dem neuen Besitzer Glück und Wohlstand bringen. Wer arm war und sich kein Grundstück leisten konnte, schaffte es deshalb auch nie, auf einen grünen Zweig zu kommen.
8. Jemandem nicht das Wasser reichen können
Beispiel: „In dieser Angelegenheit kann er mir einfach nicht das Wasser reichen.“
Im Mittelalter ließen sich die Reichen nach dem Essen von Bediensteten Wasser bringen, um sich damit die Hände zu waschen. Das war für die Diener eine verantwortungsvolle Aufgabe. Wer nicht würdig genug erschien, diese Aufgabe zu übernehmen, galt als Taugenichts. Heutzutage hat die Redewendung eher eine übertragene Bedeutung: Sie drückt aus, dass eine Person schlechter ist oder nicht die gleiche Leistung wie jemand anderes erbringen kann.
9. Lügen haben kurze Beine
Beispiel: „Du bist zu krank, um beim Umzug zu helfen? Tja, Lügen haben kurze Beine, ich habe dich erst vor einer Stunde beim Grillen im Park gesehen!“
Dieses typisch deutsche Sprichwort ermahnt, dass sich das Schwindeln nicht lohnt. Hinter dem ulkigen Bild von einer kurzbeinigen Lüge steckt allerdings eine ganz rationale Erklärung: Wer kurze Beine hat, der ermüdet früher und kommt nicht so schnell voran. Die Wahrheit kann also mühelos aufholen und den Lügner enttarnen.
10. Da wird der Hund in der Pfanne verrückt
Beispiel: „So was gibt’s wirklich? Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt!“
Der „Hund in der Pfanne“ geht auf die berühmte Figur Till Eulenspiegel zurück. Er war dafür bekannt, die Dinge wortwörtlich zu nehmen. Als er einmal in einer Brauerei arbeitete, befahl ihm der dortige Braumeister, Hopfen zu sieden. Till warf jedoch den Hund des Braumeisters mit Namen „Hopf“ in die Pfanne statt die Pflanze. Die daraus entstandene Redewendung tauchte erstmals zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf und ist ebenfalls ein Ausdruck für Verwunderung und Erstaunen.
11. Aus dem Nähkästchen plaudern
Beispiel: „Eigentlich sollte meine Freundin nicht verraten, was ihr bei der Arbeit passiert ist. Aber gestern hat sie ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert.“
Früher bewahrten Frauen in ihrem Nähkästchen oft Dinge auf, die keiner sehen durfte, etwa Andenken oder Liebesbriefe von Verehrern. Zogen sie jemanden ins Vertrauen, holten sie das Nähkästchen hervor und verrieten, was es mit dem jeweiligen Objekt auf sich hatte. Heute drücken wir mit dieser Redewendung aus, dass jemand ein Geheimnis ausplaudert.
12. Auf der Leitung stehen
Beispiel: „Ich habe das immer noch nicht verstanden. Irgendwie stehe ich auf der Leitung!“
Heute kaum noch vorstellbar, doch in den Anfangszeiten der Telefontechnik war die Verbindung oft sehr schlecht. Je größer die Entfernung zwischen Anrufer und Empfänger war, desto undeutlicher wurde die Übertragung. Heute benutzen wir dieses deutsche Sprichwort eher im übertragenen Sinne: Es geht nicht mehr darum, dass jemand etwas akustisch schlecht versteht, sondern dass er länger braucht, den Kerngedanken von etwas zu erfassen.
13. Alles über einen Kamm scheren
Beispiel: „Das sind zwei verschiedene Dinge. Das kannst du nicht einfach über einen Kamm scheren.“
Menschen, die alles über einen Kamm scheren, machen es sich einfach und ignorieren offensichtliche Unterschiede zwischen zwei Dingen. Dies ist eine der typisch deutschen Redewendungen, die auf die Frühgeschichte zurückgeht: Zur Zeit der Germanen waren verurteilte Verbrecher häufig an ihren geschorenen Köpfen erkennbar. Das Problem: Plötzlich galten alle Menschen mit kurzen Haaren als Verbrecher, was aber selbstverständlich nicht der Fall war. Wir nutzen die Redewendung daher heute, wenn nicht ausreichend unterschieden wird.
14. Da scheiden sich die Geister
Beispiel: „Ob diese Farbe wirklich schön ist, hängt vom Betrachter ab. Da scheiden sich die Geister.“
Dies ist eine der älteren Redensarten, deren Herkunft nicht ganz klar ist. Mit den sich scheidenden Geistern sind nicht, wie man vermuten könnte, Gespenster oder Spukgestalten gemeint, sondern vielmehr der menschliche Geist mit seinen unterschiedlichen Meinungen und Ansichten. Dieses deutsche Sprichwort bezieht sich also auf die bildhafte Vorstellung, dass zwei Personen unterschiedliche Meinungen zu einem bestimmten Thema haben können.
15. Fix und fertig sein
Beispiel: „Die Wanderung war so anstrengend. Ich bin fix und fertig.“
Mit dieser deutschen Redewendung kann man nach einer anstrengenden Beschäftigung ausdrücken, wie erschöpft man ist. Der Ursprung „Fix und fertig sein“ liegt, wie viele deutsche Sprichwörter, vermutlich in Märchen und Erzählungen. Ein Beispiel ist die Erzählung „Die drei Schlangenblätter“ der Gebrüder Grimm. Eine Weiterentwicklung dieses historischen Ausspruchs ist die Formulierung „Fix und Foxi sein“. Diese bezieht sich auf eine beliebte Comicreihe über die gleichnamigen Fuchszwillinge und ihre Abenteuer.
Der Beitrag wurde erstmals am 07. Mai 2018 veröffentlicht und am 23. August 2023 aktualisiert.