Was ist ein Business Knigge?

Streng genommen hat er keine Benimmregeln verfasst, dennoch steht sein Nachname heutzutage für Etikette und gutes Benehmen: Adolph Freiherr von Knigge war ein Schriftsteller, der im 18. Jahrhundert ein Buch über den respektvollen Umgang mit anderen Menschen veröffentlichte. Heute verbinden wir mit dem Begriff „Knigge“ eine Sammlung von Verhaltensregeln. Ein Business Knigge bezieht sich auf Umgangsformen, die für den Berufsalltag relevant sind. Ob Dresscodes, Regeln für ein Geschäftsessen oder angemessenes Verhalten im digitalen Meeting – Business Etikette hilft Ihnen, im beruflichen Umfeld souverän zu agieren. Was als höflich oder unhöflich gilt, wird allerdings von verschiedenen Kulturen ganz unterschiedlich aufgefasst. Obwohl Deutschland und Frankreich Nachbarländer sind, gibt es in beiden Ländern viele kulturelle Unterschiede, die sich auch im Berufsleben widerspiegeln.

1. Pünktlichkeit und Zeitmanagement in Frankreich

Deutsche sind im Ausland für ihre Vorliebe für Planung und strukturiertes Arbeiten bekannt. In vielen französischen Unternehmen wird dagegen Flexibilität geschätzt. Sie sollten sich also darauf einstellen, dass Tagesordnungen bei Bedarf angepasst werden können. Obwohl Pünktlichkeit im französischen Arbeitsleben grundsätzlich wichtig ist, werden Verspätungen bei gesellschaftlichen Anlässen wie Geschäftsessen eher toleriert als in Deutschland.

Do’s:

  • Zeigen Sie sich spontan und offen für Änderungen im Zeitplan.
  • Planen Sie für Termine oder Geschäftsessen etwas mehr Zeit ein.

Don’ts:

  • Nehmen Sie Verspätungen nicht persönlich.
  • Erscheinen Sie nicht unpünktlich, auch wenn es durchaus toleriert wird.

2. Bonjour, Bonsoir, Merci: Grundwortschatz auf Französisch

Wissen Sie bereits, wie Sie Ihren Geschäftspartner zu unterschiedlichen Tageszeiten formell auf Französisch begrüßen können? Vielleicht denken Sie beim Thema „Business Knigge“ nicht automatisch an Fremdsprachenkenntnisse. Wer jedoch einen besonders guten Eindruck bei einem französischen Geschäftspartner hinterlassen möchte, sollte sich zumindest das grundsätzliche Vokabular aneignen. So drücken Sie Ihre Wertschätzung für die andere Kultur aus und bekunden Interesse an Ihrem Gegenüber.

Do’s:

  • Eignen Sie sich vor Ihrer Reise „Hallo“ auf Französisch und noch mehr Begrüßungsformeln an.
  • Drucken Sie Ihre Visitenkarte auf Französisch aus.

Don’ts:

  • Vermeiden Sie bei der Begrüßung informelle französische Ausdrücke wie zum Beispiel „Salut“.
  • Bleiben Sie beim distanzierten „Sie“ („Vous“) und vermeiden Sie die sehr direkte Ansprache mit „tu“. Lernen Sie hierzu die Deklinationen der Verben.

3. Küsschen und Händedruck: Die Begrüßung

Was wäre ein Business Knigge ohne eine Anleitung zu korrekten Begrüßungsformen? Allerdings sind diese in Frankreich komplizierter als in Deutschland. Ein Küsschen rechts, ein Küsschen links – die traditionelle französische Begrüßung „La Bise“ ist weltberühmt. Wer wen zur Begrüßung auf die Wange küssen sollte und wie viele Küsschen ausgetauscht werden, ist situationsabhängig und wird regional unterschiedlich gehandhabt. Für die französische Business Etikette gilt: Weniger ist mehr. Bei Geschäftsessen oder im Meeting sind Wagenküsschen meist nicht angebracht.

Do’s:

  • Lassen Sie sich von Ihrem Gegenüber leiten und warten Sie darauf, wie die Person Sie begrüßen möchte. So können Sie am besten abschätzen, ob Küsschen angebracht sind oder nicht.

Don’ts:

  • Sie kennen Ihr Gegenüber noch nicht gut? Vermeiden Sie die Wangenküsschen im Zweifel und weichen Sie auf einen höflichen Händedruck aus.

4. Die Rolle von Status und Hierarchien

Ihr Teamleiter legt großen Wert darauf, dass alle Mitarbeiter ihre Meinung einbringen und Entscheidungen gemeinsam treffen? Ihren Chef haben Sie von Anfang an geduzt? Dann mag es Sie überraschen, dass in vielen französischen Unternehmen steile Hierarchien herrschen. Respekt und Status spielen in der Business Etikette eine größere Rolle als in Deutschland. Ein individualistischer, autoritärer Führungsstil wird nicht zwangsläufig negativ bewertet. Führungskräfte dürfen Entscheidungen im Alleingang treffen, weil sie als besonders kompetent gelten. Daraus leitet sich ein besonders wichtiger Punkt für unseren Business Knigge ab: Seien Sie im Umgang mit französischen Geschäftspartnern besonders respektvoll.

Do’s:

  • Verwenden Sie den korrekten Titel, wenn Sie jemanden ansprechen.
  • Warten Sie in einer Diskussion darauf, wie sich der Chef oder die Führungskraft final entscheidet.

Don’ts:

  • Drängen Sie sich nicht auf und gehen Sie lieber von klaren Hierarchien aus.

5. Smalltalk als Mittel zur Beziehungspflege

Ihr französischer Geschäftspartner hat Sie zum Abendessen eingeladen, um mehr über ein bestimmtes Projekt zu erfahren. Sobald der Kellner die Bestellung aufgenommen hat, sind Sie bereit, alle wichtigen Details mit Ihrem Gegenüber zu teilen. Doch statt sofort auf den Punkt zu kommen, stellt Ihr Geschäftspartner Ihnen viele Fragen über Ihre Heimatstadt und deren kulturelles Angebot.

Nach der französischen Business Etikette wäre es unhöflich, sofort zum eigentlichen Geschäft überzugehen. Smalltalk dient dem besseren Kennenlernen und ist ein Mittel, um eine Beziehung zum Gegenüber aufzubauen. Mit einem unverfänglichen Gespräch signalisieren Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie an seiner Person und nicht einzig und allein an dem Geschäft interessiert sind.

Do’s:

  • Sprechen Sie über unverfängliche Themen wie die Umgebung, Kunst, Musik oder Reisen.

Don’ts:

  • Gehen Sie nicht sofort zur Tagesordnung über.
  • Vermeiden Sie zu persönliche Gesprächsthemen.

6. Zwischen den Zeilen lesen: Französischer Kommunikationsstil

Nach einem abgeschlossenen Projekt bitten Sie Ihre Kollegen in der Teambesprechung um Feedback. Während viele Ihrer deutschen Kollegen Ihnen unverblümt sagen, was verbesserungswürdig ist, bekommen Sie von Ihren französischen Kollegen kein negatives Feedback – zumindest nicht sofort. In der französischen Arbeitswelt wird direkte Kommunikation, zum Beispiel in Form von Kritik oder klaren Absagen, als unhöflich gewertet. Im Umgang mit französischen Geschäftspartnern oder Kollegen ist es deshalb wichtig, zwischen den Zeilen zu lesen, um versteckte Botschaften zu erkennen.

Do’s:

  • Achten Sie nicht nur auf den Inhalt, sondern auch auf Mimik und Gestik, um negatives Feedback zu erkennen.

Don’ts:

  • Kommunizieren Sie nicht zu direkt und drücken Sie Kritikpunkte subtil aus. Andernfalls könnten Sie als unhöflich wahrgenommen werden.

7. Geschäftsessen in Frankreich: Die Grundregeln

Gemütlichkeit ist ein wichtiges Merkmal der französischen Lebensart. Die Franzosen gelten als Meister des „Savoir vivre“: Sie verstehen die Kunst, das Leben zu genießen. Dazu gehört auch gutes Essen, für das sich die Menschen gerne viel Zeit nehmen. Stellen Sie sich darauf ein, dass Geschäftsessen in Frankreich länger dauern können als in Deutschland. Nicht das Geschäftliche, sondern das persönliche Kennenlernen und die gemeinsam verbrachte Zeit stehen im Vordergrund. Tipp: Die Rechnung wird in Frankreich nicht aufgeteilt. Beim Geschäftsessen übernimmt sie derjenige, der ins Restaurant eingeladen hat.

Do’s:

  • Planen Sie für das gemeinsame Essen ausreichend Zeit ein.
  • Zeigen Sie Interesse an Ihrem Gegenüber und machen Sie Smalltalk.

Don’ts:

  • Sprechen Sie nicht schon während des Essens über geschäftliche Themen – diese kommen erst später zur Sprache.

Fazit: Business Knigge als ersten Schritt verstehen

Sprachkenntnisse allein reichen nicht aus, um sich problemlos zu verständigen. Ob in der Entscheidungsfindung, im Zeitmanagement oder in der Kommunikation mit Kollegen – deutsche und französische Geschäftspartner interpretieren viele berufliche Situationen etwas anders.

Interkulturelle Kompetenz im Beruf ist ein Schlüsselfaktor, um Missverständnisse zu vermeiden und erfolgreiche Geschäftsbeziehungen aufzubauen. Dazu gehört die Fähigkeit, kulturelle Unterschiede wahrzunehmen und respektvoll zu kommunizieren. Auch eine offene Grundstellung und ein ehrliches Interesse an anderen Menschen helfen Ihnen dabei, Gemeinsamkeiten zu finden und Unterschiede zu überbrücken.

Berlitz kann Sie in diesem Prozess unterstützen. Lernen Sie in unseren interkulturellen Trainings Arbeitskulturen ausgewählter Länder wie Frankreich im Detail kennen und stärken Sie Ihre interkulturelle Kompetenz.

Wir bringen Sie und Ihr Team voran!

Ob Soft-Skills, Management-Kompetenzen, eine neue Fremdsprache oder interkulturelle Fähigkeiten: Berlitz unterstützt Unternehmen und ihre Angestellten bei der beruflichen Weiterbildung mit vielfältigen Seminarthemen und Lernformaten.